Gemeinsam gegen Infektionskrankheiten

Tübingen und Hanoi unterhalten seit Jahren eine Hochschulpartnerschaft, um ansteckende Krankheiten zu erforschen und Gegenmittel zu finden.

Vietnamesisch-Deutsches Zentrum für Medizinische Forschung Hanoi

Welche Gefahr von ansteckenden Krankheiten ausgeht, zeigt nicht erst der Ausbruch des Coronavirus. Auch Dengue-Fieber, Masern, Grippe, Windpocken, Hepatitis oder Ebola können das Leben von Menschen einschneidend verändern oder sogar eine tödliche Bedrohung darstellen. Abhilfe in Form von Therapien und Impfungen zu schaffen, ist ein drängendes Anliegen von Infektionsforscherinnen und -forschern weltweit.

Die Erfolgsaussichten dieser Bemühungen steigen, wenn Fachleute aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten – nicht zuletzt, weil die Globalisierung die Verbreitung von Infektionskrankheiten zusätzlich fördert. Deshalb ist es wichtig, Erkenntnisse zusammenzuführen und Kompetenzen zu bündeln.

Eine solche enge, vertrauensvolle und produktive Zusammenarbeit besteht seit mehr als 20 Jahren zwischen dem Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen und dem 108 Military Central Hospital Hanoi. Es ist eines der größten Krankenhäuser in Vietnam, täglich werden dort etwa 2.000 Menschen stationär und 5.000 ambulant behandelt. Eine Gruppe von Medizinerinnen und Medizinern, die in Tübingen promoviert wurden – darunter etliche mit Förderung des DAAD – hatte die Kooperation vor Jahren ins Leben gerufen. Zu ihnen gehörten als Initiatoren Prof. Dr. Le Huu Song, heute stellvertretender Direktor des 108 Medical Hospital, und Prof. Dr. Thirumalaisamy Velavan, Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin in Tübingen.

Die Koordinatoren des Projekts

Auf Grundlage dieser langjährigen Zusammenarbeit entstand 2018 das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung (VG-CARE) am 108 Military Hospital, zu dem auch ein Exzellenzzentrum zur klinischen Erforschung von Infektionskrankheiten gehört. Das VG-CARE ist Teil der Hochschulpartnerschaft zwischen Tübingen und Hanoi. Le Huu Song ist Direktor von VG-CARE in Hanoi, Thirumalaisamy Velavan auf deutscher Seite für das Zentrum zuständig.

Partnerschaft über mehrere Kontinente hinweg

Zusammen verfolgen die Beteiligten das Ziel, die klinische Forschung zu ansteckenden Krankheiten voranzubringen, dabei zugleich Wissenschaft und Forschung international zu vernetzen und so zu besseren Ergebnissen zu gelangen. „Wir wollten die Lehre stärken sowie Forschungskapazitäten in einem ärmeren Land aufbauen und damit ein Referenzlabor für ansteckende Krankheiten in Vietnam schaffen“, beschreibt Velavan die Motivation für die Gründung von VG-CARE.

Abstrichröhrchen Vietnam Tübingen

Seit 2015 fördert der DAAD die Zusammenarbeit, die bereits mehr als 70 gemeinsame Publikationen und viele in Tübingen ausgebildete und promovierte vietnamesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervorgebracht hat. Auch zahlreiche Seminare, Sommerschulen in Hanoi und Winterschulen in Tübingen gehören zur gemeinsamen Arbeit. Inzwischen besteht eine weitere Süd-Süd-Partnerschaft mit Gabun. Vermittelt durch die Universität Tübingen, tauschen sich dabei Expertinnen und Experten aus Asien und Afrika aus. Geplant ist, dass auch Forschende aus der Demokratischen Republik Kongo hinzukommen. „Dadurch stellen wir uns noch breiter auf“, sagt Velavan.

Wichtiger Beitrag zu guter Gesundheit

Mit ihrer Arbeit trägt die deutsch-vietnamesische Wissenschaftskooperation zu verschiedenen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) bei: zu Gesundheit und Wohlergehen (SDG 2), weil sie wichtige Grundlagenforschung im Kampf gegen ansteckende Krankheiten betreibt, zu hochwertiger Bildung (SDG 4) und zu Partnerschaften (SDG 17).

Welcher Geist die Zusammenarbeit prägt, zeigt eine Begebenheit rund um Covid-19: Die Universität Tübingen arbeitet derzeit an der Entwicklung eines Medikaments gegen die Krankheit und führt dazu klinische Studien durch. Weil den deutschen Forschenden auf der Höhe der Pandemie im April 2020 Abstrichröhrchen fehlten, half die vietnamesische Seite schnell und unbürokratisch mit 6.000 Exemplaren aus. Das Beispiel zeigt, wie sehr die Institute Seite an Seite arbeiten – und dass der Austausch in beide Richtungen funktioniert.

 

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